Begehbar und durchaus auch zum Anfassen sind Skulpturen wie „Durchbruch“ von Norbert Jäger (r.), in der sich die Galeristin Edeltraud Haut präsentiert.

Der Symbiose von Kunst und Natur kann man im Park des Mertenshofes nachspüren, in dem es überall verstreut in zahlreichen Nischen auch Objekte von Ingrid Dickschat-Lorenz (Bild oben), Hans-Peter Mader (I.) oder die Stahlfigur von Walter Schneider (M.) zu entdecken gibt.

Galerie im Mertenshof, Skulpturenausstellung „Kultureller Dialog“ auf Künstlerwiese und im Skulpturenpark, 26.6. -19.7. Vernissage am 26. Juni, Beginn 12:00 Uhr, Öffnungszeiten Do, Fr, Sa und So 12:00-18:00 Uhr und nach Vereinbarung, Moorweg 77, 33378 Rheda-Wiendebrück, Tel. 05242/42842,

www.galerie-mertenshof.de

Wenn am 28. Juni im größten Skulpturenpark Ostwestfalens in der Galerie im Mertenshof in Rheda- Wiedenbrück die Sommerausstellung eröffnet wird, dann werden Mensch und Natur gemeinsam einen Ort der Inspiration geschaffen haben. Rund 200 Skulpturen von 15 Künstlern aus ganz Buropa präsentieren sich bis zum 19. Juli auf über 20.000 Quadratmetern der mehr als 1.000 Jahre alten und denkmalgeschützten Hofanlage.

Erst vor zwei Jahren hat Edeltraut Haut das Gelände um die die Hofstelle angrenzende Künstlerwiese wesentlich erweitert. Die ehemalige Weide bildet den Kontrapunkt zu dem formal gestalteten Bereich rund um Haupt- und Kötterhaus. Sie eröffnet dem Besucher die Möglichkeit, „die Skulpturen in ihrer Größe und Gewaltigkeil in der Leichtigkeit der Gräservariation zu begreifen“, sagt die Galeristin. Mit der Künstlerwiese erfahrt das Galerie-Motto „Kultureller Dialog“ eine neue Dimension. Mit ihr erweitert sich der Raum für Kunst, Künstler und Besucher, in dem man „Kunstobjekte in der Gartenkunst“ auf sich wirken lassen kann. Edeltraut Haut wird zur Vernissage am 28. Juni von 12 bis 18 Uhr zu Beginn die Künstler einführen und später Führungen übernehmen. Sie alle werden zugegen sein und nicht nur die kurze Interpretation ihrer Ausstellungsstücke übernehmen, sondern auch für Gespräche bereit stehen. In einem Zelt auf der Künstlerwiese sind außerdem Symposien und Workshops geplant.

Die ausgestellten Skulpturen sind aus den unterschiedlichsten Materialien wie Holz, Stein, Bronze, Glas oder auch Polyester in den unterschiedlichsten Stilrichtungen und in einer den Künstler charakterisierenden Arbeits- und Darstellungsweise gearbeitet. Am Mertenshof bekommen sie den Raum, den sie brauchen, „ohne mit den anderen Skulpturen in Konkurrenz zu treten“, sagt Edeltraud Haut. Jede wirkt für sich – auf der Wiese oder in einem der nach englischer Gartenkultur und mit westfälischen Elementen gestalteten „Gartenzimmern“. Während auf der Wiese ein großräumiges Flanieren möglich ist, gibt es im Hofpark überall kleine Nischen zu entdecken, in denen unabhängig von der Ausstellung bereits regelmäßig über 100 Skulpturen ihren Platz haben. Sie kommen zwischen in Form geschnittenen Hecken oder Buchsbäumen, vor einer alten Eiche oder im mit „Weißer Annabell“ bepflanzten Blumenbeet individuell zur Geltung. Damit dies so ist, sucht Edeltraud Haut den Standort für jede einzelne Skulptur selber aus. Sie weiß am besten, an welchem Standort welche Skulptur ihre Wirkung am besten entfalten kann. Und: Die Symbiose von Kunst und Natur ist ein ständiger Prozess. „Die Kunst der Natur befruchtet die Natur der Kunst“, fasst sie zusammen.

Es gehört zum Konzept der Galeristin, bei einem Rundgang durchs Gelände immer wieder neue Blickwinkel sowie die Objekte aus immer anderen Perspektiven zu entdecken. Ihre Intention ist es, „das Spannungsverhältnis von Kunst und Natur in neuen Positionen zu schaffen“. Das übe einen sehr starken Reiz aus und inspiriere nicht selten den Besucher, der auf der Suche nach neuen Dekorationen für seinen Garten ist. Der übrigens darf die Skulpturen auch haptisch erfahren. Anfassen ist erlaubt.

Ausgestellt sind Skulpturen von Rainer Ern, Ingrid Dickschat-Lorenz, Rolf Stahr, Roland Höft, Enrico Marques, Erika Post, Norbert Jäger, Gesine Rothmund, Sundari Arlt, Manfred Webel, Odile Kinart, Hans-Peter Mader, Jürgen Heinz, Jürgen Schlestein und Peter Schwenk. Sie alle sind erfahrene Künstler mit einer guten Reputation, Edeltraut Haut weist darauf hin, dass nur qualitativ hochwertige Arbeiten ausgestellt sind. „Ich präsentiere nur lebende Künstler, weil ich sie und ihre Arbeit fördern möchte“, führt sie weiter aus. Darum greift sie bei der Auswahl auf ein Netzwerk zurück, das sich europaweit für die Förderung der dreidimensionalen Kunst einsetzt. Hier finden Bildhauer und Galeristen zusammen. „Die Künstler brauchen Zeit, um kreativ zu arbeiten und ich möchte sie dabei unterstützen, ihre Kunst in die Öffentlichkeit zu bringen“. Aus Edeltraut Haut spricht nicht nur ein besonderes Engagement, sondern auch eine Leidenschaft, wonach sie jede Ausstellung auch vor einem pädagogisch-didaktischen Hintergrund sieht. Besonders liegt ihr am Herzen, „die kulturelle Verpflichtung und Nachhaltigkeil in unserer Gesellschaft zu fördern“, sagt sie. „Cultural Responsibility“ ist für sie ein wegweisendes Stichwort. Am Mertenshof kann man dem nachspüren. Es finden auch Gruppenführungen statt, die dem Betrachter anhand der Objekte neue Blicke auf die Kunst eröffnen und sie ihm so näher bringen.

Marion Heier