Ingrid Dickschat-Lorenz (li.) stellt Bilder und
Keramiken aus, Gea Runte liest dazu aus eigenen
Texten. Am Wochenende präsentieren sie ihr
gemeinsames Projekt.

Bocholter Report vom 06.11.02

Rhede. „Tatort Kunst“ – so heißt ein Projekt, bei dem Künsterlinnen aus dem gesamten Münsterland ihre Arbeitsräume und Ateliers für die Öffentlichkeit öffnen und allen Interessierten die Möglichkeit geben, in das Kunstschaffen Einblick zu nehmen. Nachdem an den vergangenen beiden Wochenenden Orte in den Kreisen Warendorf und Steinfurt Kunst-Tatorte boten, ist an diesem Wochenende der Kreis Borken an der Reihe. Und hier wird im näheren Umkreis Rhede zum „Tatort Kunst“, genauer gesagt, das „Atelier KM“ am Lönsweg, wo die Rheder Künstlerin Ingrid Dickschat-Lorenz arbeitet. Am kommenden Samstag, 16. November, in der Zeit von 14 bis 18 Uhr sowie am Sonntag von 11 bis 18 Uhr lädt sie zusammen mit der Gea Runte zu einem gemeinsamen Projekt ein.

„Das ist für uns ein interessantes Experiment, wir sind gespannt, was sich am Wochenende tut“, so Gea Runte, die schon seit gut 20 Jahren eigene Texte, von Kurzgeschichten über Reiseberichte bis hin zu Gedichten, schreibt. Denn schließlich ist das Atelier an diesem Wochenende nicht nur Ausstellungsort, zu den Bildern und Keramiken von Ingrid Dickschat-Lorenz wird Gea Runte ihre eigenen Texte lesen. Die „Schreibtischtäterin“ und die bildende Künstlerin haben sich 1999 näher kennen gelernt.

„Ich hatte eine Ausstellung im Medizin- und Apothekenhistorischen Museum, in dem Gea Runte arbeitet und u. a. für solche Veranstaltungen zuständig ist“, erzählt Ingrid Dickschat-Lorenz. „So kamen wir immer häufiger ins Gespräch und tauschten uns aus.“ Damit lernte sie auch etliche Texte Gea Runtes kennen. „Wir stellten bald fest, dass wir uns gefühlsmäßig auf einer Ebene bewegen“, ergänzt Gea Runte.

„Wir verstehen uns künstlerisch gegenseitig: Ich verstehe die meisten ihrer Werke, uns sie versteht umgekehrt die meisten meiner Texte. Eine solche Übereinstimmung erlebt man nicht oft.“ Mehr und mehr stellten die beiden Rheder Künstlerinnen dabei fest, dass so mancher Text, der vielleicht schon vor einiger Zeit geschrieben wurde, genau zu einem Bild oder einer Skulptur passte, wobei natürlich beides unabhängig voneinander entstand, schließlich kannten sich beide ja noch nicht. Mit Blick auf das anstehende Projekt am Wochenende hat Gea Runte jedoch auch einige Texte geschrieben, die ausdrücklich Bezug auf Werke von Ingrid Dickschat-Lorenz nehmen, oder sich allgemein auf den Prozess des künstlerischen Schaffens beziehen. Im Atelier wird am Wochenende ein besonderes Gästebuch ausliegen, das mit einigen „Gegenüberstellungen“ eröffnet wird. Gewissermaßen als Einleitung und als Darstellung des gemeinsamen Projektes auf poetischem Wege schrieb Gea Runte folgenden Text mit dem Titel „Tonwerke“:

„Wissende Hände – formen – Ton der Erde – klingt – spricht – mit den Farbtönen – auf seiner Form.
Mein Ton ist Sprache – wird Poesie – Handwerk für Mundwerk – tönende Worte – Sprachmelodie – Rhythmus – Gedanken der Erde.“

Künstlerisch befassen sich die beiden Rhederinnen mit verwandten Themen, eben mit allem, was den Kreislauf des Lebens betrifft, mit dem, was zwischen Geburt und Tod liegt, in den unterschiedlichen Facetten. Und diese Facetten in der Kombination der beiden Kunstformen reichen von ernsthaft bis lustig und von besinnlich bis spannend. Zu verschiedenen Zeiten während des Projektes wird Gea Runte Texte vortragen. Dabei können die Besucher nicht nur den Texten lauschen, sondern zugleich die ausgestellten Werke auf sich wirken lassen – und optimalerweise eben beides zusammen. „Wir möchten von Gesprächen mit den Besuchern profitieren, möchten einfach mal wissen, wie so etwas ankommt“, so die übereinstimmende
Meinung. Sicherlich ist dies ein seltenes Projekt, auf dessen Ausgang nicht nur die beiden Künstlerinnen gespannt sind.

Doch für alle Fälle hat Gea Runde noch „Herzmedizin“ parat: „Ich trage mein Herz – wohin ich will – und manchmal – gehe ich ohne.

Aber mein Herz ist treu – es läuft mir nach – und rettet mich – vor dem Versagen.“