Fast schon liebevoll umfasst Ingrid
Dickschat-Lorenz eine ihrer bunten Figuren.
(Foto: Stukowski)
Bocholter Borkener Volksblatt vom 04.06.07
INFO Ingrid Dickschat-Lorenz
Seit 20 Jahren ist die Rhederin als freischaffende Künstlerin tätig. Ihre Schwerpunkte liegen in Keramikarbeiten und in der Malerei. Bei ihrem erdhaften bodennahen Stil verzichtet sie auf den Einsatz einer Drehscheibe.
Zum 20-jährigen Berufsjubiläum lud die Künstlerin Ingrid Dickschat-Lorenz am Wochenende gemeinsam mit fünf Kollegen zu einer Ausstellung ein. Die Besucher konnten bunte Tonfiguren, Sandstein-Skulpturen, aber auch Hüte, Schmuck und Geschichten und Gedichte auf sich wirken lassen.
Von Michael Stukowski
Rhede Auch nach zwanzig Jahren haben die Keramikarbeiten von INgrid Dickschat-Lorenz, die jeweils in minutiöser Kleinarbeit Schicht für Schicht entstanden sind, nichts von der Frische und Vitalität verloren. Ihre Tonfiguren strotzen geradezu vor Kraft. Erdverbunden und besonders in der unteren Hälfte voluminös angelegt, verjüngen sich ihre Formen zur Spitze hin. „Die Antenne nach oben“, wie die Künstlerin sagt, kommt in fast allen ihren Arbeiten klar zum Ausdruck.
Neben der Kontrasthaftigkeit fallen besonders die satten Farben auf. Die Figuren leuchten so stark, dass man sie selbst aus großer Entfernung nicht übersehen kann. Und sie deuten mit ihren Haltungen und Gesten eine Dynamik an, die ganz unterschiedliche Geschichten erzählt und die Fantasie des Betrachters lockt.
„Mit allen Sinnen“ heißt die Ausstellung, die die Rheder Künstlerin zu ihrem 20-jährigen Berufsjubiläum jetzt zusammen mit fünf Kollegen präsentierte. Im Vorgarten ihres Atelierhauses am Lönsweg fallen dem Besucher sofort die großen Skulpturen und Köpfe auf, die der Weseler Bildhauer Hans-Christoph Hoppe aus Sandstein geschaffen hat. Geronnenes Leben ist in den Gesichtern sichtbar, als hätte sich das einzelne Schicksal tief in die Konturen eingraviert. Auch die Falten, Dellen und Narben tragen zu dem unverwechselbaren Charme bei. Oft muten die Gesichtszüge wie eingefallen an. Die knorrigen Nasen und kräftigen Kinnpartien erscheinen wuchtig, während die Lippen häufig leicht geöffnet sind, als wären dort einzelne Kommentare verewigt.
Nicht minder fantasievoll sind die pfiffigen Hut-Kreationen von Petra Grenz (Gelsenkirchen). Das beweisen schon Namen wie „Lakritzen, grenzüberschreitend“ oder der „Planetentraum“. Den Wendehut „Dürer“, den die Künstlerin dem berühmten Maler gewidmet hat, kann man bei unterschiedlichen Anlässen und Stimmungen tragen, indem man einfach sein Innenfutter nach außen drückt und somit einen anderen Hut erhält.
Die Kopfbedeckungen bestehen aus so unterschiedlichen Materialien wie Kunstseide oder Hahnenfedern und kosten zwischen 45 und 750 Euro. So filigran wie die Schmuckstücke der Arnheimer Goldschmiedin Nadine Fillies, die ebenfalls zu sehen war, fielen auch die Geschichten und Gedichte von Gea Runte aus. Unter dem Titel „Ein Liter Literatur“ las die Rhederin aus ihrem Werk vor. Das kleine Figurentheater, das Elke Friedling (Reken) im Garten zeigte, erfreute dagegen die jungen und älteren Besucher gleichermaßen.